Waldschutz

 

Kranke Fichten im Teutoburger Wald - Foto -Christian Thieme

Kranke Fichten im Teutoburger Wald, 2019 – Foto: Christian Thieme

Waldzustandserhebung 2024 – 79% der Waldflächen sind ungesund

Am 11. Juni 2025 wurde die jährliche Waldzustandserhebung veröffentlicht. Unsere Wälder stehen weiterhin unter massivem Klimastress. „Der Gesundheitszustand unserer Wälder ist nach wie vor besorgniserregend. Die Waldzustandserhebung 2024 gibt leider keine Entwarnung. Unsere Wälder stehen unter Dauerstress. Der Kronenzustand der Waldbäume ist ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand des Waldes. Er hat sich im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verbessert. Trotz relativ günstiger Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr bleiben die Schäden auf hohem Niveau. Vor allem ältere Bäume sind von deutlichen Kronenverlichtungen betroffen. Die Ergebnisse sind ein erneuter Weckruf. Wir müssen handeln und unsere Wälder vitaler und stabiler aufstellen. Das heißt: Wir müssen die Waldbesitzenden bei den notwendigen Anstrengungen unterstützen und sie nicht durch zusätzliche Bürokratie behindern.“, erklärt Alois Rainer, MdB

Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat im Vorwort.

Die Kronenverlichtung der Waldbäume ist auf einem fast unveränderten hohem Niveau. Der Anteil der Schadstufe „deutliche Kronenverlichtung“ beträgt wie im Vorjahr 36 %, der Anteil der Warnstufe“ beträgt 43 % (Vorjahr 44 %). Das bedeutet 79% der Waldflächen sind in keinem guten Zustand. 21 % der Waldfläche weisen keine Kronenverlichtung auf (Vorjahr 20 %).

Besonders betroffen von Schäden sind ältere Bäume (über 60 Jahre). Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung liegt hier bei 43 %, bei den Bäumen mit einem Alter von unter 60 Jahren dagegen nur bei 16 %. Besonders Eichen sind von den Schäden der Kronen betroffen.

Bei allen Baumarten wurde 2024 eine ausgeprägte Fruchtbildung beobachtet. Bei der Buche fand das dritte Jahr in Folge eine starke Fruchtbildung statt. Starke Fruchtbildungen machen den Stress der Bäume sichtbar. Sie versuchen sich verstärkt fortzupflanzen, damit ihre Art überlebt. Die verstärkte Blüte- und Fruchtbildung schwächt jedoch die Bäume zusätzlich. Hinzukommen Schädlinge, die in die bereits geschwächten Bäume leichter eindringen können und sie weiter schwächen. Ein Kreislauf, der bei den derzeitigen immer heißeren klimatischen Bedingungen kaum zu unterbrechen sein dürfte.

Der notwendige Umbau zu klimaresilienten Mischwäldern für die Zukunft ist aufwändig und kostspielig: Das Thünen-Institut schätzt den Investitionsbedarf bundesweit auf bis zu 43 Milliarden Euro in den kommenden 30 Jahren – allein auf den am stärksten betroffenen knapp 3 Millionen Hektar Waldfläche.

Download Waldzustandsbericht: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2024.pdf?__blob=publicationFile&v=9

Weitere Informationen: https://blumwald.thuenen.de/wze/aktuelle-ergebnisse-der-wze

„Pro Wald Hohensaaten“ – 370 ha Wald vor Rodung bewahrt

15.03.2024 Die Bürgerinitiative (BI)  schreibt: „Wir freuen uns sehr, dass jetzt nach knapp zwei Jahren intensivem Einsatz für den Wald die an rücksichtslosem Profitinteresse orientieren Planungen der Lindhorst-Gruppe eingestellt wurden. Die Bürgerinitiative hat mit ihren Recherchen, der Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit, vielen Gesprächen und in unzähligen Stunden ehrenamtlichen Engagements sicherlich ein Stück weit mit dazu beitragen können, dass dieses Ziel jetzt erreicht wurde. Wir waren von Anfang an der Ansicht, dass der Hohensaatener Wald nicht wie vom Investor Lindhorst dargestellt ein wertloser „Schrottwald“ ist, sondern im Gegenteil ökologisch und als Habitat für viele auch seltene und geschützte Tierarten äußerst wertvoll ist. Dies hat auch der seit Herbst 2023 vorliegende Artenschutzfachbeitrag belegt …“

Der Artenschutzfachbeitrag sowie das Fachgespräch, organisiert vom Haus der Naturpflege Bad Freienwalde im November 23 mit einem Vortrag von Prof. em. Dr. M. Succow „Das Naturkapital unserer Heimat erhalten!“ trugen erheblich dazu bei, dass die Stadtverordneten die Planungen neu bewerten konnten. Lindhorst zog den Antrag für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan Ende Februar 24 zurück, nachdem klar war, dass die notwendige Akzeptanz bei den Stadtverordneten verloren war und in der Öffentlichkeit fehlte.

BI „Pro Wald Hohensaaten“ engagiert sich weiter

Die BI erklärt: „Die Arbeit der Bürgerinitiative  geht weiter! Wir ruhen uns auf dem Erfolg nicht aus. Der Wald gehört nach wie vor Jürgen Lindhorst jun. und wird forstwirtschaftlich genutzt. Derzeit geht die Einrichtung von Rückegassen für die Nutzung in der Zukunft weiter voran. Der wilde Charakter des Waldes ändert sich dadurch und das hat Einfluss auf die dort lebenden Tiere. Wir behalten den Wald und die Aktivitäten sehr genau im Blick und gehen z.B. gegen zwei Verstöße in den Horstschutzzonen der streng geschützten sensiblen Großvogelarten Schwarzstorch und Seeadler vor. Die illegalen Rodungen auf ca. 13 ha im Jahr 2021 müssen von Lindhorst wieder aufgeforstet werden… Unser Ziel ist nun zu erreichen, dass der Wald komplett aus der Nutzung genommen und unter Schutz gestellt wird. Der Hohensaatener Wald wäre ideal für die Einrichtung eines großflächigen Wildnisgebietes geeignet. Also heißt es jetzt: Pro Wildnis Hohensaaten!“ Die Nationale Strategie der Biologischen Vielfalt kann in diesem Zusammenhang eine hilfreiche Stütze sein (s.u.). Neuigkeiten der BI unter: news@pro-wald-hohensaaten.de

„Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS)“

Die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt der Bundesregierung für die Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt sowie deren nachhaltige Nutzung gibt es seit dem Jahr 2007. Seit Dezember 2022 liegen neue globale Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt bis 2030 vor. Die aktuelle NBS der Bundesregierung weist mehrere Ziele zur Wildnis auf. U.a. sollen sich mindestens 2 % der Landesfläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln können. Wildnisgebiete sollen zudem in den länderübergreifenden Biotopverbund integriert werden. Außerdem sollen sich auf 5 % der Waldfläche Wälder natürlich entwickeln können. Mehr zu Wildnis, Bundesamt für Naturschutz.

Solarparks, Rendite, grünes Image auf Kosten von Waldgebieten

11.03.2024 (ah) Im Mai 2022 deckte das Medienhaus Correktiv und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) Planungen der Lindhorst-Gruppe auf, im Osten von Deutschland, in Brandenburg. Ein zusammenhängender Wald, etwa 680 Hektar groß, 80 Kilometer nordöstlich von Berlin, ließe sich in einen hochwertigen Mischwald umwandeln. Aber in Hohensaaten (Gielsdorf) ging es um ein Solarprojekt und Gewerbegebiet, mehr als 350 Hektar umfassen und damit größer als die Tesla Gigafactory in Grünheide. Eine 250 Hektar große Photovoltaikanlage sollte Einnahmen durch Gewerbesteuer und den erzeugten Strom im Wert von bis zu 500.000 Euro jährlich generieren. Wohl deshalb stimmten die Stadtverordneten von Bad Freienwaldei im Dezember 2021 noch mit großer Mehrheit für die Aufstellung des Bebauungsplans. Die Lindhorst-Gruppe verfügte bereits über weite Ländereien. 2019 gab der Konzern 22.000 Hektar an. Für Solar-Projekte ist meist die Unternehmenstochter Visiolar GmbH zuständig. Der Widerstand einer Bürgerinitiative „Pro Wald Hohensaaten e.V.“, von Umweltverbände und das Umdenken der Stadtverordneten hat sich gelohnt, dieses Vorhaben ist „Geschichte“. Im Februar 2024 teilte Lindhorst dem rbb mit, das Unternehmen ziehe seinen Antrag zur Aufstellung eines Bebauungsplans zurück. Das Gelände könnte die Lindhost-Gruppe nun möglicherweise verkaufen. Das Land Brandenburg hat Interesse angemeldet.

Die Berichte von Correktiv und rbb geben Einblicke in die Praxis der Umweltzerstörung für eine profitorientierte Energiewende und über den Verlauf der Planungen in Hohensaaten.

 

Waldschützer – Experten, die sich einmischen

(ah) Viele sagen und veröffentlichen allerlei zum Thema Wald. Was dabei herauskommt ist sehr unterschiedlich, je nachdem auf welchen Bereich man sich fokussiert. Politiker und viele Forstbeamte legen den Fokus auf die Wirtschaftlichkeit eines Waldes. Er soll den Waldbesitzer Geld bringen. Was diese Ausrichtung erzeugt erleben wir gerade: Der Wald in Deutschland stirbt. Dringend müssen alte Wälder geschützt und kranke Wälder umgebaut werden, weg von Mono-, hin zu Mischkulturen. Experten mit Erfahrung sind gefragt. Hier werden einige vorgestellt.

Lutz Fähser: geboren 1944, Diplom-Forstwirt, verheiratet, zwei Kinder. Studium der Forstwissenschaften in Freiburg und München. Promotion 1977 an der Universität in Freiburg. Von 1986 bis 2010 leitender Forstdirektor des Stadtforstamtes in Lübeck, u.a. auch Lehrbeauftragter an der Universität Kiel. In Lübeck führte Fähser das Konzept der „naturnahen Waldnutzung“ ein. Lutz Fähser entwickelte als promovierter Forstwirt das Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“. Viele Jahrzehnte wendete er das Vorgehen in dem 5.000 Hektar großen Lübecker-Stadtwald an und baute den Wald langsam um. Sein Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“ wurde zur Grundlage der ersten ökosozialen Zertifizierung von Forstbetrieben in Deutschland durch „Naturland e.V.“. Der Stadtwald Lübeck erhielt das erste Zertifikat dieser Art im Jahr 1997. Es folgte die internationale FSC-Zertifizierung im Jahr 1998.

Volker Ziesling, Speyer. 1959 geboren, seit 2022 im Ruhestand. Studium in Forstwissenschaft an der Universität Freiburg,  jüngster Forstamtsleiter in Otterberg und damit in Rheinland-Pfalz, danach bei Landesforsten, zuständig für den Staatswald in Rheinland-Pfalz. 2002 Abteilungsleiter bei der Forstdirektion der Struktur- und Genehmigungs-Direktion (SGD) Süd in Neustadt. Die Forstpolitik des Landes fokussierte den wirtschaftlichen Bereich. Aspekte wie Artenvielfalt, Nachhaltigkeit und Erholung spielen eine untergeordnete Rolle. Das missfiel ihm zunehmend. Er gründete die BI Waldwende-jetzt im Jahr 2020. Ziesling berät Waldinitiativen in verschiedenen Bundesländern, derzeit etwa 30 an der Zahl in RLP, BaWü und Hessen.

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Volker Ziesling – Waldwende, Foto: privat

 

Peter Wohlleben, Wershofen. 1964 geboren, Kindheit in Bonn, später in Sinzig am Rhein. Studium an der Fachhochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar. Beamter in der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz, dann Büroleiter eines Forstamtes. Im Oktober 2006 kündigte er die Beamtenstelle auf Lebenszeit. Heute tätig in seinem Traumrevier in der Eifel. Autor vieler Bücher und Gründer der Waldakademie im Jahr 2016. Seine Frau Miriam und er gründeten 2021 „Wohllebens Wald und Wildnis gGmbH“, eine gemeinnützige GmbH, die sich für den Erhalt der Wälder in Deutschland einsetzt, u.a. durch Beschreiten des Rechtswegs, um geltende Bestimmungen zum Schutz der Wälder umzusetzen, z.B. bei Holzeinschlag in Naturschutzgebieten. Mehr

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Peter Wohlleben – Foto: www.wohllebens-waldakademie.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerald Klamer. 1967 geboren, 25 Jahre Förster in Hessen bis 2021. Gekündigt, Wohnung aufgegeben, 6.000 Kilometer durch Deutschland gewandert, um auf die Situation des Waldes aufmerksam zu machen. Dadurch entstand das Projekt „Waldbegeisterung“. Im Rahmen des Projekts ist Klamer als Blogger, Referent und Autor tätig, z.B.  “Der Waldwanderer” am 28.7.2022 im Malik Verlag erschienen. Und er wandert weiter, u.a. in den Urwäldern der Karpaten (Slowakei, Rumänien). Aktuell arbeitet er dazu an einem weiteren Buch. Blogs: Waldbegeisterung und Trekking wild  Mehr

Gerald Klamer – Waldbegeisterung, Foto: privat

 

Holz – nicht zur Energiegewinnung geeignet?!

Juni 2022 (fm) Mehr als 500 internationale Wissenschaftler verfassten am 11. Februar 2021 einen öffentlichen Brief (u.a.) an die Regierungen der EU und der USA . Sie warnen davor Holz zur Gewinnung von Energie zu verwenden, u.a. weil, das Verbrennen von Holz weder „klimaneutral“ noch nachhaltig ist. Genau das Gegenteil, Holz sei ein klimaneutraler Energielieferant, der nachwächst, wird oft als Argumentation verwendet. Artikel dazu bei Robin Wood.  Zum Originaldokument

 

Hitze, Borkenkäfer, Fichtensterben – Unser Wald leidet

Wälder sind ein wichtiges Ökosystem für viele Tier- und Pflanzenarten, den Menschen dient er als Erholungsort. Wälder sind als CO2-Senke ein wirksames „Gegenmittel“ im Rahmen des Klimawandels. Außerdem bietet der Wald mit seiner Ressource Holz, Bau- und Heizmaterial. 

Vor etwa 300 Jahren legte Hans Carl von Carlowitz das Prinzip der Nachhaltigkeit für die Bewirtschaftung der deutschen Wälder fest: Nur so viel Wald soll geschlagen werden, wie nachwachsen kann. Der Vorrat an ausgewachsenen Bäumen sollte nicht eher gefällt werden, bis genug Ressourcen nachgewachsen sind. 
Beobachtet man die Methoden der industrialisierten Waldwirtschaft mit Harvestern und anderen schweren Maschinen ist der Wertschätzende Umgang mit dem Wald in Frage zu stellen. Bodenverdichtung, Verwüstung, die Zerstörung des Bodenlebens sind die Folgen. Dem Wald wird zudem mehr Holz entnommen, als er nachliefern kann. Der Nutzungsdruck hat zugenommen, die Nachfrage nach dem Rohstoff Holz auf dem Weltmarkt ist groß. Biotop- und Totholzstrukturen verschwinden aufgrund der exzessiven Holznutzung.

Etwa die Hälfte der Gesamtwaldfläche in Deutschland ist höchstens 60 Jahre alt. Der Wald braucht Schutz. Jeder kann dabei helfen und sparsam mit Holz und Papierprodukten umgehen. Das schont die Ressourcen.
Mehr: https://www.bundesbuergerinitiative-waldschutz.de/unsere-positionen/waldmanifest/

https://www.bundesbuergerinitiative-waldschutz.de